An einem Freitagabend verteilten die Gleichstellungsbeauftragten der Südlichen Weinstraße, des Landkreises Germersheim und der Stadt Landau in der Pfalz zusammen mit dem FrauenZentrum Aradia e.V. Informationsmaterialien sowie Teststreifen und Silikondeckel für Gläser. Die Aktion in der Landauer Innenstadt wurde von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern angenommen. Gleichzeitig teilten mehrere Frauen persönliche Erfahrungen mit K.O.-Tropfen, was die Initiatorinnen als Beleg für die lokale Bedeutung des Problems bewerten.
Vor Ort: Angebote und Rückmeldungen
Bei der Präventionsaktion standen Informationsbroschüren, Teststreifen zur Erkennung verdächtiger Substanzen und Schutzdeckel für Getränke im Mittelpunkt. Besonders junge Frauen und Mädchen interessierten sich für die Ausgabestände. Nach Angaben der Organisatorinnen führten viele Gespräche zu erschütternden Schilderungen. Mehrere Frauen berichteten, selbst betroffen gewesen zu sein oder Freundinnen zu kennen, die Erfahrungen mit den Substanzen gemacht hätten. Die drei Gleichstellungsbeauftragten Lisa-Marie Trog aus Germersheim, Isabelle Stähle von der Südlichen Weinstraße und Laura Hess aus Landau erklärten, die Offenheit der Betroffenen habe sie tief bewegt und mache die Notwendigkeit dauerhafter Präventionsarbeit deutlich.
Was K.O.-Tropfen sind und wie sie wirken
Unter dem Begriff K.O.-Tropfen werden verschiedene Substanzen zusammengefasst, etwa GHB, GBL und bestimmte Benzodiazepine. Viele dieser Stoffe sind farb-, geruchs- und geschmacklos und können unbemerkt in Getränke gelangen. Die Wirkung setzt häufig innerhalb weniger Minuten ein. Typische Symptome sind Schwindel, Benommenheit, Orientierungslosigkeit, Gedächtnislücken und im schlimmsten Fall Bewusstlosigkeit. Solche Substanzen werden nach Angaben der Veranstalterinnen vor allem dort eingesetzt, wo Getränke unbeaufsichtigt bleiben können, zum Beispiel in Bars, Clubs, auf Festivals oder privaten Feiern.
Nachweisbarkeit und empfohlene Sofortmaßnahmen
Viele K.O.-Substanzen lassen sich nur sehr kurz im Blut oder Urin nachweisen, in einigen Fällen nur wenige Stunden. Deshalb raten die Gleichstellungsstellen zu möglichst schneller ärztlicher Untersuchung, wenn ein Verdacht besteht. Bei einem Verdacht sollte die betroffene Person an einen ruhigen, sicheren Ort gebracht und nicht allein gelassen werden. Alkohol, kohlensäurehaltiges Wasser oder Medikamente sind nicht zu verabreichen. Treten starke Beschwerden, Atemprobleme oder Bewusstlosigkeit auf, ist der Notruf 112 zu wählen. Für eine mögliche Anzeige empfiehlt es sich, Getränkereste aufzubewahren, Erbrochenes nicht zu entsorgen und die Kleidung nicht zu wechseln, damit ein stofflicher Nachweis erleichtert wird.
Appell an Gastronomie, Unterstützung und Kontaktstellen
Die Gleichstellungsstellen fordern Gastronomiebetriebe, Bars, Clubs und Veranstalterinnen und Veranstalter zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. Empfohlene Maßnahmen sind aufmerksames Service- und Sicherheitspersonal, die Möglichkeit, Gläser mit Schutzdeckeln zu sichern, gut einsehbare Thekenbereiche sowie klare interne Abläufe für Verdachtsfälle. Solche Maßnahmen können laut Initiatorinnen dazu beitragen, Übergriffe zu verhindern. Betroffene finden vertrauliche Beratung beim FrauenZentrum Aradia e.V. und bei den regionalen Gleichstellungsstellen. Auch das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ist unter der Nummer 116 016 erreichbar. Weitere Kontakte: isabelle.staehle@suedliche-weinstrasse.de, gleichstellungsbeauftragte@kreis-germersheim.de, laura.hess@landau.de und aradia-landau@t-online.de.
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